
Autofreie Insel – funktionierende Infrastruktur
Hiddensee ist autofrei. Und trotzdem läuft hier alles rund – auch beim Frischwasser und Abwasser.
Trinkwasserversorgung auf Hiddensee – unsichtbar, unverzichtbar
Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist selbstverständlich – und dabei oft unterschätzt. Doch gerade auf einer Insel wie Hiddensee ist sie eine logistische Meisterleistung. Denn ohne verlässliche Wasserversorgung gibt es keine Sicherheit – für Bewohner:innen ebenso wie für die vielen Gäste im Sommer.
Sechs Brunnen – angepasst an die Natur
Die Grundlage der Versorgung ist das Grundwasser. Sein natürlicher Verlauf wird bei allen Planungen berücksichtigt. Entnommen wird es über sechs Brunnen auf der Insel. Von dort gelangt es ins Wasserwerk – und dann beginnt die eigentliche Raffinesse des Systems.
Speicher auf dem Berg – einmal gepumpt, dann läuft’s
Das Trinkwasser wird in Kloster auf den Berg gepumpt – in große Speicher mit einem Volumen von 600 bis 800 Kubikmetern. Von dort fließt es durch den natürlichen Gefälle-Druck mit bis zu sechs bar über die gesamte Insel – bis zum südlichsten Punkt.
Ein großer Vorteil: Das Wasser muss nur einmal gepumpt werden. Danach versorgt es zuverlässig alle Haushalte, Ferienunterkünfte und Betriebe – auch bei steigendem Bedarf.
Ausgleich für die Hochsaison
Gerade in den touristischen Spitzenzeiten ist der Wasserspeicher unverzichtbar. Er gleicht Schwankungen aus und stellt sicher, dass auch bei hoher Nachfrage genügend Wasser zur Verfügung steht – hygienisch, sauber und stabil im Druck.
Vorsorgen für die Zukunft
Hiddensee zeigt, wie eine funktionierende Wasserversorgung im Einklang mit der Natur gestaltet werden kann: sparsam, angepasst an die Gegebenheiten vor Ort und zukunftssicher – für die Menschen, die hier leben. Und für alle, die diese besondere Insel besuchen.

Wo geht das Abwasser hin?
Was auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, ist in Wirklichkeit ein fein abgestimmtes, über Jahrzehnte gewachsenes System: Für rund 1.000 Einwohner:innen arbeiten auf der Insel über 400 Druckpumpen. Sie sorgen zuverlässig dafür, dass alles fließt – auch in der Hochsaison, wenn der Tourismus die Zahl der Menschen auf Hiddensee kurzfristig verzehnfacht.
Gemeinschaftlich organisiert – der Zweckverband
Hinter dieser Leistung steht der Zweckverband, in dem 49 Gemeinden zusammenarbeiten und Entscheidungen gemeinsam treffen – zum Beispiel über die Anschaffung eines multifunktionalen Havariefahrzeugs. Es ist eines der wenigen zugelassenen Autos auf Hiddensee und eine echte Erleichterung: Wenn es Verstopfungen gibt, kann jetzt schnell reagiert werden.
Von der Siebung bis zur Nachklärung – der Reinigungsprozess
Die technische Seite der Abwasserbehandlung ist hochkomplex. Alles beginnt mit der Siebschnecke, die grobe Feststoffe entfernt. Danach folgt der Fettfang – das gesammelte Fett wird später thermisch verwertet. In den biologischen Becken übernehmen Mikroorganismen den Abbau der Schadstoffe. Dafür braucht es vor allem eins: Sauerstoff. Viel Sauerstoff.
Energieeffizienz durch moderne Technik
Das Belüftungssystem der Kläranlage wurde jüngst modernisiert. Neue Plattenbelüfter sorgen für eine gleichmäßige Sauerstoffverteilung – mit deutlich besserer Energieeffizienz. Denn die Belüftung ist der größte Energieverbraucher im Prozess. Hier liegt ein entscheidendes Einsparpotenzial.
Kreislaufwirtschaft auf der Insel
Im nächsten Schritt wird Stickstoff entfernt, unterstützt von modernen Rührwerken und automatisierter Technik. Danach folgt die Nachklärung – das Wasser wird im eigenen Labor auf Einhaltung aller Grenzwerte geprüft. Der entstehende Klärschlamm wird ausgefault und nach Bergen transportiert. Dort wird er in einem Blockheizkraftwerk zu Biogas umgewandelt.
Das Ergebnis: 80 % des Strombedarfs der Kläranlage in Bergen werden so gedeckt – ein starkes Beispiel für Kreislaufwirtschaft und regionale Energiegewinnung.
Herausforderung: Feuchttücher und Fette
Denn die Herausforderungen wachsen. Feuchttücher zum Beispiel lösen sich nicht auf, wickeln sich um die Pumpentechnik und führen zu Störungen. Auch Fette im Abwasser verstopfen Leitungen und erschweren die Reinigung. Deshalb gilt ganz klar:
Keine Feuchttücher. Kein Fett. Kein Müll ins Klo. Nur das, was wirklich hineingehört.
So sorgen wir gemeinsam für sauberes Wasser – und für eine gesunde Umwelt auf unserer Insel.
Ich danke dem ZWAR und dem Team vor Ort auf Hiddensee für diese spannende Einblicke!

Zukunftsfähig durch Zusammenarbeit
Hiddensee zeigt: Auch auf einer autofreien Insel lässt sich moderne Infrastruktur mit Nachhaltigkeit verbinden – wenn wir gemeinsam denken, investieren und handeln.
Für funktionierende Systeme.
Für klare Gewässer.
Für eine enkeltaugliche Zukunft.









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